Ein großer Rückschritt für den deutschen Frauenfußball
Die deutschen Frauen sind bei der WM in Frankreich kläglich gescheitert und haben durch das frühe Ausscheiden Zugleichen die Olympischen Spiele 2020 in Tokio verpasst. Auf dem Weg nach oben wirft das die deutsche Auswahl gehörig zurück – nicht nur sportlich, sondern auch medial.
Vor und während der WM erklärte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg immer wieder: „Wir sind in einem Prozess.“ Immerhin hatte sich nach der Übernahme der Mannschaft im vergangenen November nicht viel Zeit, das Team auf das Turnier vorzubereiten. Es gab lediglich vier Testspiele bevor es mit der WM losging. Allen Verantwortlichen war dieses Risiko durchaus bewusst, doch der DFB hat es wohlwollend in Kaufe genommen, weil alle von Voss-Tecklenburg überzeugt waren. Auch nach dem Ausscheiden sind sie es noch immer. Bis zum Ausscheiden sind die Deutschen ohne Gegentor und Punktverlust durch das Turnier gekommen, doch die Statistik trügt. Schon vor dem Viertelfinale war deutlich zu sehen, dass das Team auf einem spielerisch und taktisch ganz schwachen Niveau agierte und vermehrt durch Standards und Zufallsaktionen die Spieler für sich entscheiden konnte. Spielerischer Glanz und die so wichtige Effizienz wurden stetig vermisst. Gegen die körperlich robusten Schwedinnen reichte es eben nicht mehr. Sie haben der deutschen Frauenauswahl ganz klar ihre Grenzen aufgezeigt. Es war ein Armutszeugnis, was die DFB-Frauen im Viertelfinale gezeigt haben. Das Team ist noch lange nicht so gut, wie es von manchen Expertinnen während der WM geredet wurde. Vor dem Turnier in Frankreich wurde die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen als Minimalziel ausgegeben – das wurde krachend in den Sand gesetzt. Nun müssen die deutschen Frauen nächsten Sommer vor dem Fernseher verbringen. Trotz der schwachen Vorstellungen waren die TV-Quoten außergewöhnlich gut. Mit einer Olympia-Teilnahme hätte die mediale Reichweite wahrscheinlich noch einmal ausgebaut werden können. Doch statt im Glamour der Olympischen Spiele müssen die Frauen Spiele für die EM-Quali 2021 absolvieren. Hier heißen die Gegner Irland oder Montenegro – keine besonders attraktiven Konstellationen. Fußballerische Highlights hören sich anders an. Es wird noch eine Weile brauchen, bis sich die deutschen Fußballfrauen wieder in die Weltspitze zurückgekämpft haben.